Unser Viertel ist keine No Go-Zone.
Der Eigelstein kommt derzeit aus den Schlagzeilen nicht heraus. Die deutlich wahrnehmbare Straßenprostitution im südlichen Abschnitt der Straße; ein verwahrloster Ebertplatz, den niemand gerne abends quert und den Namen „Angstraum“ wohl verdient; Polizeiaufgebote vor einer Shisha-Bar in der Weidengasse; Rapperkriege; die Bahnbögen im Viertel, die zu einer Müllkippe verkommen …
Viele Menschen im Viertel treibt eine Sorge um. Durch Freunde und Bekannte werden sie mit der Außenwahrnehmung des Eigelsteins konfrontiert: „Was ist denn bei Euch los?“ oder „Kann man noch gefahrlos zu Euch kommen?“, werden sie gefragt. Sie wollen nicht, dass ihr Viertel, in dem sie gerne leben, kippt, und sind verunsichert. Sie möchten nicht, dass ihr Eigelstein das Image einer „No Go-Area“ bekommt. Sie wollen einfach Ruhe und Normalität.
Denn in der Tat ist der Eigelstein, wie ich ihn beispielsweise tagtäglich erlebe, ein sehr liebenswertes Viertel, in dem ich mich wohl fühle. Hier gibt es eine gute Nahversorgung mit Supermärkten, Discountern türkischen Gemüsehändlern, Bäckern, einem Schreibwaren- und einem Bücherladen. Klar: der Mix war in meinen Kindertagen noch besser – aber trotzdem kann man alles, was man für den täglichen Bedarf braucht, gut im Viertel erhalten.
Der Eigelstein ist ein buntes und gemischtes Viertel, wo Urkölner neben Menschen mit Migrationshintergrund leben – mit der Halalmetzgerei neben dem Zitronenlädchen, mit kleinen Designerläden, Bars und Communitykneipen, Restaurants, wahlweise einem Familien- oder Katzencafé, Trödelläden, Brautgeschäften und Juwelieren. Noch nicht durchgentrifiziert. Nicht schick, eher rau, aber herzlich. Genau diese Mischung – diese Vielfalt macht den Charme des Viertels aus. Und nicht zu vergessen: Rund um die Torburg befindet sich der schönste Platz Kölns – wie ich zumindest immer gerne behaupte.
Deshalb ist es uns wichtig, dass unser Viertel nicht die Balance verliert. Mit der Reihe „Eigelstein im Wandel“ versuchen wir, in großen und kleinen Runden mit den Menschen im Viertel gemeinsam zu diskutieren, was im Argen liegt und mit welchen Maßnahmen wir etwas verbessern können.
- So haben wir nach unseren Veranstaltungen das Thema „Sicherheit im Veedel“ auf die Agenda des kriminalpräventiven Rates der Bezirksvertretung Innenstadt gesetzt- eine Runde, in der Polizei, Ordnungsamt, Verwaltung und Politik an einen Tisch kommen. Dort tauschen wir uns über Entwicklungen aus (inwieweit sich z.B. seit den Silvesterereignissen Szenen vom Hauptbahnhof in das Viertel verlagert haben) und besprechen Maßnahmen (was wir z.B. gegen die Dealergruppen am Ebertplatz oder Theodor-Heuss-Ring unternehmen können). Kriminalitätsschwerpunkte müssen benannt und nüchtern, aber entschieden angegangen werden.
- Die Sauberkeit im Viertel ist ebenfalls ein großes Thema. Wir sind mit der AWB die Straßen des Viertel abgegangen, um uns einen Überblick über die Situation zu verschaffen. In Folge dieses Termins wurden zusätzliche Müllbehälter aufgestellt und nun in der Bezirksvertretung Innenstadt die Erhöhung der Reinigungsrhythmen für viele Straße beschlossen.
- Am Süden des Eigelsteins hat die Gaffel-Brauerei ihr altes Stammhaus verlassen. An ihrer Stelle wird ein Hotel mit einem Urban-Loft-Konzept entstehen, von dem wir uns eine Stabilisierung und städtebauliche Aufwertung dieses Abschnitts erhoffen. Wir wollen eine Immobilien- und Standortgemeinschaft für das Viertel, um noch mehr gemeinsam für das Viertel zu bewirken.
- Zur Entwicklung der „Bahnbögen“ hat sich auf unsere Initiative hin mittlerweile zweimal die Bahnbögenkonferenz getroffen, um die Verantwortlichkeiten zu klären und die Akteure in Verantwortung zu nehmen.
- Für die Platzfläche Im Stavenhof haben wir die Aufstellung von kleinen Spielgeräten auf den Weg gebracht. Derzeit erarbeitet die Verwaltung gerade Vorschläge, welche Geräte geeignet sind. Die Verwaltung hört den Bürgerinnen und Bürgern zu – auch das gibt es in unserem Viertel.
All dies sind viele kleine Schritte und Maßnahmen, um die Situation in unserem Viertel zu verbessern. Wir erleben dabei in vielen Gesprächen und Runden Menschen, die sich für ihr Viertel interessieren und engagieren. Wir alle sind der Überzeugung, das der Eigelstein keine No Go-Area, sondern ein liebenswertes Viertel ist. Das wäre doch auch einmal eine Schlagzeile wert, oder?