Wem gehört die Stadt? Oder: Keine Gated Communities in der City!

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An dieser Stelle möchte ich Euch von einem Erlebnis berichten. Auslöser war der Anruf eines Journalisten, der mir von dem strengen Regiment eines privaten Sicherheitsdientes auf der zentralen Platzfläche im Gerling Quartier berichtete. Er hat sich an mich gewandt, weil ich mich schon vor ein paar Jahren in einer Anfrage über die städtebauliche Absonderung des Viertels beschwerte.

Irritiert machte ich mich selbst an einem frühlinghaften Mittwoch gegen 19:30 Uhr auf den Weg ins Gerling Quartier. Sofort stieß ich auf eine große Tafel, die zu verstehen gibt, wie man sich auf der Platzfläche zu verhalten hat. Skaten verboten. Vermüllen verboten. Trinken verboten. Nach 22:00 Uhr strikte Ruhe. Achtung: Dieser Platz ist videoüberwacht. Soweit, so gut.

Als ich mir das Schild und den Platz genauer ansah, merkte ich, wie der Sicherheitsdienst mich beobachte. Ich bewegte mich weiter auf den Platz. Zunächst wurden von dem Sicherheitsdienst Personen angesprochen, die harmlos und ruhig auf dem Rand des Brunnens saßen. Als ich ein Foto vom Brunnen machen wollte, wurde ich ebenfalls ermahnt: Brunnen fotografieren verboten! Platz fotografieren verboten! Die Bewohner des Platzes wollten dies nicht. Am liebsten sollte auch niemand mehr nach 22:00 Uhr mehr den Platz betreten.

Eine Mail, die die Bezirksvertretung erreichte, bestätigt diese Haltung: Dort beschwert sich die Häuserverwaltung des Quartiers: Zwar werde ein gegenüber der Stadt Köln vertraglich gesichertes Wegerecht eingeräumt. Ein Nutzungsrecht des Grundstücks bestünde dagegen nicht. Der Platz mit seinen Brunnen lade Menschen dazu ein, dort zu verweilen (oh Schreck!), besonders nachts. Leider halte sich aber nicht jeder an die Platzordnung. Es käme zu Lärm, Spielen im Brunnen, Fotosessions (!) etc. Zwar wollten die Eigentümer das Durchgangsrecht nicht verwehren, aber gerne den Platz mit einer Zaunanlage sowie Toranlagen an den beiden Kopfseiten versehen. Man wolle eine „optische Barriere“.

Was folgt dann als nächstes? Was ist das anderes als eine Gated Community? Eine Haltung der Abschottung zeigt sich hier, die mich erschreckt. Und das mitten in der City. Wem gehört eigentlich die Stadt? Irgendwas läuft hier gründlich schief! Hier müssen wir alle klar Kante zeigen: So wollen wir unsere Stadt nicht! Das ist nicht die Innenstadt, in der ich leben möchte.

Ich setze setze mich bei einer Platzgestaltung (eines meiner Lieblingsthemen) immer für Plätze ein, die Ort der Begegnung sind – wo sich Menschen treffen können, miteinander reden. Ich möchte eine Stadt die offen ist, und sich nicht abschottet. Ich möchte eine Stadt die bunt und vielfältig ist. Veedel mit einer gesunden Mischung.

Vielleicht macht dieses Beispiel deutlich, warum ich das Kooperative Baulandmodell für so wichtig halte. Mit 30 Prozent geförderten Wohnungsbau sorgt es dafür, dass solche Luxusghettos nicht entstehen können. Es sorgt für eine Balance in unseren Veedeln. Deshalb war ich strickt dagegen, als der Investor des sogenannten Laurenz-Carré zwischen Dom und Rathaus versuchte, sich mit einem „unmoralischen Angebot“ vom geförderten Wohnungsbau „loszukaufen“. Ich habe deutlich die Gefahr eines weiteren Luxusghettos gesehen mit Bewohnern, die viel Geld für eine Eigentumswohnung auf den Tisch legen und dafür etwas erwarten – im Zweifelsfalle ihre Ruhe. Eine Friedhofsruhe mitten in der City.

Ich werde auf jeden Fall aufarbeiten lassen, warum die Stadt sich nur für einen schmalen Weg über den Platz das Wegerecht hat sichern lassen und wie es dazu gekommen ist, dass wir in der Innenstadt einen Platz haben, auf dem nicht gewollt ist, dass sich dort Menschen aufhalten.

Wir müssen besser darauf achten, dass wir als Stadt unsere Rechte sichern. Auf den Raum – auf die Plätze in unserer City.

Über mich

Mitglied der Bezirksvertretung Köln-Innenstadt, Sachkundige Bürgerin im Liegenschaftsausschuss des Rates der Stadt Köln

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